Wiesbadener Immobilienfinanzierer

Aareal-Chef erwartet keine Entspannung bei Gewerbeimmobilien

Der Markt für Gewerbeimmobilien bleibt turbulent, sagt der scheidende Chef der Aareal Bank, Jochen Klösges. Zwar seien zarte Anzeichen für Stabilisierung erkennbar, aber eine Entspannung ist noch nicht in Sicht. Auf der Hauptversammlung des Immobilienfinanzierers bezweifelte er indes, dass die Krise des US-Büroimmobilienmarktes eins zu eins nach Europa schwappen werde.

Aareal-Chef erwartet keine Entspannung bei Gewerbeimmobilien

Aareal erwartet noch keine Trendwende

Bloomberg Frankfurt

Für die Turbulenzen am Markt für Gewerbeimmobilien ist wohl vorerst noch kein Ende in Sicht. Zu dieser Einschätzung kommt Jochen Klösges, Chef der Aareal Bank. Mit „durchgreifender Entspannung an den gewerblichen Immobilienmärkten ist kurzfristig wohl nicht zu rechnen, obwohl es erste zarte Anzeichen für eine Stabilisierung gibt“, sagte er am Freitag auf der Hauptversammlung der Wiesbadener Bank laut Redetext.

„Es ist aber heute noch zu früh für eine konkrete Prognose, wann der Boden erreicht sein wird und sich der Trend umkehrt“, so der vor dem Absprung stehende Vorstandschef weiter. Klösges macht im August Platz für seinen Nachfolger Christian Ricken, der von der LBBW kommt.

Deutsche Banken haben Milliarden zurückgestellt

Die Immobilienmärkte sind aufgrund stark gestiegener Zinsen und gesunkener Bewertungen unter Druck geraten. Bei Büros kam erschwerend der Trend zum Homeoffice hinzu, der zu hohen Leerständen führte. In der Folge mussten elf der größten deutschen Immobilienfinanzierer, darunter neben der Aareal Bank beispielsweise auch LBBW und Deutsche Bank, im vergangenen Jahr laut Bloomberg-Daten zusammen über 2,5 Mrd. Euro an Risikovorsorge für Immobilienkredite bilden.

Klösges zufolge wird der Ruf des gewerblichen Immobilienmarkts „von der unbestritten schwierigen Lage auf dem US-Büroimmobilienmarkt überschattet“. Auch die Aareal Bank habe dortige Engagements restrukturiert und dafür 2023 erhebliche Risikovorsorge gebildet. Im ersten Quartal 2024 konnte die Bank das Volumen notleidender US-Bürokredite um rund 500 Mill. Euro reduzieren.

„Wir sehen aktuell keine Anzeichen dafür, dass die Entwicklungen in den USA eins zu eins nach Europa schwappen“, sagte Klösges. Die Bank habe in Europa im vergangenen Jahr nur einen einzigen Kredit gesehen, der restrukturiert werden musste, ergänzte er: „Es handelte sich hier nicht um eine Büro-, sondern um eine Einzelhandelsimmobilie.“

Barabfindung von 33,20 Euro je Aktie

Auf der Hauptversammlung wurde der Squeeze-out der Aktien der Minderheitsaktionäre und die Übertragung an Atlantic Bidco wie bereits angekündigt zu 33,20 Euro pro Aktie beschlossen. 99,1% der abgegebenen Stimmen hätten dem Antrag zugestimmt, teilte die Aareal Bank am Freitagabend mit. Das Konsortium rund um die Finanzinvestoren Advent und Centerbridge hält bereits etwa 95% der Anteile der nicht mehr börsennotierten Wiesbadener Bank. 

Zudem wurde in der Hauptversammlung Maximilian Rinke neu in den Aufsichtsrat gewählt. Er ist Senior Managing Director von Centerbridge.

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