Margenerosion verlangsamt

Lloyds schlägt sich besser als erwartet

Lloyds Banking Group hat einen positiven Auftakt zur britischen Bankenquartalsberichterstattung geliefert: Die Margenerosion hat sich verlangsamt.

Lloyds schlägt sich besser als erwartet

Lloyds schlägt sich besser als erwartet

Weniger Rückstellungen für Problemkredite –Management hält am Kostenziel fest

hip London

Die Lloyds Banking Group hat sich im Auftaktquartal etwas besser geschlagen als erwartet. Die schottische Großbank lag mit ihrem bereinigten Vorsteuerergebnis von 1,76 Mrd. Pfund um 2% über dem Durchschnitt der Analystenschätzungen. Dazu trugen überraschend niedrige Rückstellungen für Problemkredite wesentlich bei. Das Institut gilt wegen seiner breiten Aufstellung als Barometer der britischen Wirtschaft.

Höhere Kosten

Die operativen Kosten lagen dagegen um 5% über dem Wert, den Analysten angesetzt hatten. Das lag zum einen an höheren Abfindungszahlungen, die künftige Einsparungen ermöglichen. Zum anderen schlugen Veränderungen beim Einzug der Bankenabgabe ins Kontor. Unter dem Strich blieb gut ein Viertel weniger Gewinn als ein Jahr zuvor.

Lloyds Banking Group
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal 2024
in Mill. Pfund20242023
Erträge gesamt4.2414.652
Operative Kosten2.4272.189
Wertberichtigungen-57-243
Vorsteuerergebnis1.6282.260
Nettoergebnis1.2151.641
Nettozinsmarge (%)2,953,22
Eigenkapitalrendite (%)13,319,1
Kernkapitalquote (%)13,914,1
Leverage Ratio (%)5,65,6
Bilanzsumme (Mrd.)890886

Interpretationsbedürftige Zahlen

Man habe auch im Auftaktquartal geliefert, was erwartet worden sei, sagte Chief Executive Charlie Nunn, „ein solides Nettoergebnis, Kostendisziplin und starke Assetqualität“. Das verschaffe dem Management mehr Zuversicht, was seine strategischen Pläne und den Ausblick für 2024 bis 2026 angehe. Wie interpretationsbedürftig die Zahlen sind, zeigt sich daran, dass die Aktie zum Handelsauftakt nachgab. Sie machte die Kursverluste allerdings schnell wieder wett. Einigkeit herrschte allerdings unter Analysten, dass es keine besonders starken Zahlen waren.

Ungünstigeres Umfeld

Man solle sich nicht allzu sehr auf den Vergleich mit dem Vorjahr konzentrieren, sagte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. „Ja, der Rückgang sieht beachtlich aus, aber er wurde seit einiger Zeit erwartet“, führte er aus. „Das Umfeld ist einfach nicht mehr so günstig, wie es einmal war.“ Allerdings zeigten sich die Verbraucher widerstandsfähig, und die Kreditausfälle bewegten sich auf dem vor der Pandemie verzeichneten Niveau oder darunter. Zudem helle sich der wirtschaftliche Ausblick auf.

Preiswettbewerb am Hypothekenmarkt

Das Nettozinsergebnis fiel um 2% schlechter aus als am Markt erwartet. Kunden schichteten ihre Einlagen in höher verzinsliche Produkte um. Der intensive Preiswettbewerb am Hypothekenmarkt sorgte für einen Rückgang der Zinsen dort. Im Januar und Februar wurde noch gehofft, die Bank of England könnte den Leitzins schnell und kräftig senken. Zuletzt nahm eine Reihe von Hypothekenbanken ihre Zinsen wieder nach oben.

Zu Lloyds gehört Halifax, einer der größten Anbieter von Wohnimmobiliendarlehen im Vereinigten Königreich.

Margenerosion verlangsamt sich

Die Nettozinsmarge sank um drei Basispunkte auf 2,95%. Im Schlussquartal 2023 war sie um zehn Basispunkte zurückgegangen. Die Margenerosion hat sich also verlangsamt. Am Markt hatte man mit 2,93% gerechnet. Der Jefferies-Bankenanalyst Joseph Dickerson verwies auf eine für die Marge positive Veränderung im zugrundeliegenden Asset-Mix: mehr Kreditkartendarlehen, mehr Autofinanzierungen und etwas weniger Hypotheken.

Structural Hedge zahlt sich aus

Die Absicherungsgeschäfte der Bank (Structural Hedge) lieferten 1 Mrd. Pfund und trugen damit vier Basispunkte mehr zur Nettozinsmarge bei als im vorangegangenen Quartal. Aus Sicht der Analysten von Peel Hunt dürften sie in den kommenden Quartalen noch mehr abwerfen und zur Stabilisierung der Nettozinsmarge beitragen. Der UBS-Bankenexperte Jason Napier geht davon aus, dass der Rückenwind aus dem Structural Hedge in den Jahren 2025 und 2026 mindestens 5% des Nettozinsergebnisses ausmachen könnte, auch bei den Rivalen Barclays und Natwest.

Für die Risikovorsorge stellte Lloyds gerade einmal 57 Mill. Pfund zurück. Analysten hatten dafür im Schnitt 280 Mill. Pfund vorgesehen. Am Ziel, die Eigenkapitalrendite bis 2026 auf mehr als 15% zu steigern, hielt das Management fest. Bis dahin soll die Cost-Income-Ratio auf weniger als 50% gedrückt werden. Zuletzt hatte sie bei 57,2 (i.V. 47,1)% gelegen.

Autofinanzierungen im Fokus

Lloyds bildete keine weiteren Rückstellungen für die Untersuchung der Praktiken bei Autofinanzierungen durch die Financial Conduct Authority. Bereits im Schlussquartal 2023 teilte das Institut mit, dafür 450 Mill. Pfund zur Seite zu legen. Der größte unabhängige Autofinanzierer des Landes, Black Horse, gehört zur Gruppe. Vor drei Jahren untersagte die Aufsicht die bis dahin übliche Praxis, die den Autohändlern ermöglichte, die Zinsen nach Gutdünken festzulegen. Nun will sie Deals unter die Lupe nehmen, die bis ins Jahr 2007 zurückreichen. In der City rechnet man mit Entschädigungsforderungen in Milliardenhöhe.

Hoffen auf das zweite Halbjahr

„Dass das erste und zweite Quartal Überbleibsel des harten Vorjahres sind, ist klar“, schrieb der Bankanalyst Edward Firth von Keefe, Bruyette & Woods. „Wenn es um britische Banken geht, konzentriert sich der Optimismus auf das zweite Halbjahr, wenn der Gegenwind aus der Refinanzierung von Hypotheken und der Umschichtung von Einlagen anfängt nachzulassen.“ Man wisse bereits, dass die Zahl der Hypothekenanträge gestiegen sei. Vor diesem Hintergrund sei das Volumen im Auftaktquartal vermutlich der Tiefpunkt gewesen.

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