Privatbank fordert stärkere Diversifikation von Private Debt
Privates Fremdkapital sucht
Weg in die Realwirtschaft
Union Bancaire Privée erwartet Diversifizierung
phh Frankfurt
Union Bancaire Privée (UBP) geht davon aus, dass sich die alternative Anlageklasse Private Debt stärker von Private Equity lösen wird. In einem Whitepaper schreibt die Schweizer Privatbank, dass privates Fremd- auch ohne privates Beteiligungskapital wachsen könne, da das Geschäftsmodell von Private Equity viel stärker von niedrigen Zinsen abhänge als das der privaten Kreditfonds (Private Debt Funds). Das Wachstum von Private Debt sei nicht allein an die Geldpolitik gekoppelt.
Die Größe des privaten Fremdkapitalmarkts werde viel mehr von dem verknappten Kreditangebot der Banken bestimmt. Sofern sich das Kreditangebot der Banken nicht erhöht, wovon die Autoren nicht ausgehen, werde die Nachfrage nach Private Debt weiter wachsen. Anders verhalte es sich bei der Anlageklasse Private Equity. Das Geschäftsmodell der Beteiligungsgesellschaften wurde nach der Finanzkrise viel stärker von niedrigen Zinsen bestimmt.
Private Debt am Tropf von Private Equity
Kreditfonds hatten vom Private-Equity-Boom bisher stark profitiert und sind in dessen Schatten mitgewachsen. Direktkredite von Debt Funds an Private-Equity-Unternehmen waren seit der Finanzkrise die dominierende Investmentstrategie der privaten Kreditfonds. Daten von Deloitte zufolge hatte in den vergangenen Jahren in Europa nur in etwa jede fünfte Private-Debt-Finanzierung keinen Bezug zu einem Private-Equity-Deal.
Investoren, die bislang in Private Debt investiert haben, hatten daher mit hoher Wahrscheinlichkeit ein indirektes Private-Equity-Exposure. Doch da mit der Zinswende der M&A-Markt stark eingebrochen ist, lieferten die Firmenjäger den Debt Funds weniger Neugeschäft.
Kreditfonds mit Ambitionen bei Asset-Backed Finance
Union Bancaire Privée geht davon aus, dass private Kreditfonds künftig breiter diversifizieren und stärker in die Realwirtschaft vorstoßen werden. Ein großes Wachstumsfeld für privates Fremdkapital sieht die Privatbank im forderungsbesicherten Finanzierungsgeschäft (Asset-Backed Finance, ABF). Dazu zählt die Finanzierung von physischen Vermögenswerten wie Investitionsgütern, Maschinen oder Immobilien. Aber auch die Finanzierung von finanziellen Vermögenswerten wie Forderungen, Studentenkrediten, Kreditkarten oder intellektuellem Eigentum sei relevant.
Historisch ist Asset-Backed Finance eine Domäne der Banken. UBP sieht dennoch Chancen für privates Fremdkapital. Verglichen mit den in der Regel endfälligen Private-Equity-Krediten können Debt Funds im ABF-Geschäft mit kurzfristigeren Kapitalrückflüssen rechnen. Im Gegensatz zum Leveraged-Finance-Geschäft – ebenfalls eine ehemalige Banken-Domäne – dürften es Debt Funds in der Asset-Backed-Finanzierung allerdings deutlich schwerer haben, den Banken das Wasser abzugraben.
Der Zugang zu Unternehmen aus der Realwirtschaft ist deutlich schwieriger als zu Unternehmen aus der Finanzwirtschaft, da deren Ansprache sich auf die Beziehung zu den relevanten Private-Equity-Häusern beschränkt. Für die Realwirtschaft müssen Debt Funds erst ein breiteres Vertriebsnetz weben, während die Banken ihre Origination-Plattformen über Jahrzehnte aufgebaut haben. „Für Vermögensverwalter, die in der Finanzierung der Realwirtschaft tätig sind, wird die Origination ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal sein“, heißt es in dem Paper.
Privates Fremdkapital für Wohnimmobilien
Das zweite Wachstumsfeld für privates Fremdkapital sieht UBP in der Immobilienfinanzierung – allerdings weniger in der gewerblichen, mit der man Private Debt bislang assoziiere. Es sei an der Zeit für Private Debt, über die gewerbliche Immobilienfinanzierung hinauszublicken. „Wir sehen große Opportunitäten in dem New-Living-Thema“, heißt es in dem Paper. Europaweit herrsche ein akuter Mangel an Privat- und Studentenwohnungen sowie an Senioren- und Pflegeheimen. Diese Immobilien würden Mieteinnahmen generieren, die als Inflationsschutz dienten und daher insbesondere für institutionelle Investoren attraktiv seien.
Investoren sollten grundsätzlich weniger Assets finanzieren, für die es ein strukturelles Überangebot gebe (Commercial Real Estate), und sich stattdessen auf Vermögenswerte konzentrieren, bei denen eine strukturelle Knappheit herrsche – also prinzipiell überall dort, wo Menschen leben. „Wir glauben, dass Wohnimmobilien und Asset-Backed Financing Investoren in den kommenden Jahren anziehen werden“, heißt es in dem Paper. Investoren fänden bei diesen Sektoren ein attraktives Risiko-Rendite-Verhältnis, da sie Rendite, Diversifikation und Widerstandskraft kombinieren würden.