Neuausrichtung nach Skandal

Warburg Bank verlässt Verlustzone

Die Hamburger Warburg Bank ist 2023 aus der Verlustzone gekommen. Strategische Finanzziele sollen nach dem Wechsel zum IT-Dienstleister Atruvia 2027 erreicht werden. Vorher könnte es Veränderungen im Eigentümerkreis geben.

Warburg Bank verlässt Verlustzone

Warburg Bank verlässt Verlustzone

Institut sieht bei Neuausrichtung erfreuliche Entwicklung – Strategieziele sollen 2027 nach Wechsel von Kernbankensystem erreicht werden

ste Hamburg

Die in einer Neuausrichtung steckende Hamburger Privatbank M.M. Warburg & Co hat 2023 die Verlustzone verlassen und ein Jahresergebnis von 10 (i.V. −34,6) Mill. Euro erreicht. Das gab das durch Verwicklungen in den Cum-ex-Skandal erschütterte Institut, das in diesem Jahr auf Entscheidungen über einen Eigentümerwechsel zusteuern könnte, am Mittwoch bekannt.

Zwischenziel erreicht

Mit der Rückkehr in die schwarzen Zahlen wurde ein vor Jahresfrist avisiertes Zwischenziel erreicht, das Geschäftsjahr 2023 mit einem ausgeglichenen Ergebnis abzuschließen. Wesentlicher Treiber der Ergebnissteigerung war den Angaben zufolge der Zinsüberschuss, der sich um rund 40% auf 98,7 Mill. Euro erhöhte. Neben positiven Margeneffekten aus dem Zinsanstieg im Euro- und Dollarraum sowie Effekten aus der langfristigen Bankbuchsteuerung hätten erhöhte Ausschüttungen verbundener Unternehmen zu der Steigerung beigetragen.

Damit sei auch der gut 20-prozentige Rückgang des unter Plan liegenden Provisionsüberschusses mehr als kompensiert worden. Die Warburg Bank erklärte den erneuten Rückgang der 2022 noch größten Ertragsquelle mit dem „angespannten Wirtschaftsklima“ und einem „sehr schwachen Jahr für Kapitalmarkttransaktionen“. Markus Bolder, seit Juli 2022 im Vorstand für die Marktfolgebereiche der Bank verantwortlich, sagte, das Jubiläumsjahr 225 Jahre nach Gründung des Instituts sei „insgesamt erfreulich“ verlaufen. Das zeige, dass der eingeschlagene Weg richtig sei und die Maßnahmen im Rahmen der strategischen Neuausrichtung greifen würden.

Aufwandsquote verbessert

Zur positiven Entwicklung der Bank habe neben Ertragswachstum die weitere Umsetzung der „Strategie 2024“ und „hohe Kostendisziplin“ beigetragen. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis verbesserte sich laut den Angaben um 9,2 Prozentpunkte auf 96%. Die Planung des Instituts hatte für 2023 eine leicht rückläufige Cost-Income-Ratio vorgesehen.

Ausschlaggebend für die Kostensenkungen im vergangenen Jahr sei neben der Schließung der Geschäftsstellen in Braunschweig und Osnabrück sowie angepassten Mietverträgen ein Freiwilligenprogramm gewesen, durch das der Personalaufwand im Vorjahresvergleich um rund 10% schrumpfte. Es seien wie geplant 50 Beendigungsvereinbarungen abgeschlossen worden, so das Institut, das zum Jahresende 620 (688) Personen beschäftigte.

Kooperation mit Atruvia

Vorstand Bolder fügte hinzu, ohne notwendige Investitionen in die digitale Infrastruktur wären 2023 auch die Sachkosten gesunken anstatt leicht gestiegen. Im vergangenen Jahr investierte die Warburg Bank einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag in den für 2026 geplanten Wechsel des Kernbankensystems. Das Institut will künftig mit dem genossenschaftlichen IT-Dienstleister Atruvia kooperieren und in zwei Jahren auf das Banksystem „Agree21“ migrieren. Der Investition in die digitale Infrastruktur stehe ein Erlös aus dem 2023 abgeschlossenen Verkauf der Warburg Invest an den Assetmanager Bantleon entgegen, hieß es.

Mit Blick auf die Flaute am Immobilienmarkt unterstrich die Warburg Bank weiter, im vergangenen Jahr auch „signifikante Fortschritte“ hinsichtlich möglicher Kreditrisiken erreicht zu haben. Insgesamt seien ausfallgefährdete Kredite deutlich abgebaut worden. „Wir haben das Risiko der Bank über die letzten Jahre konsequent weiter reduziert und sind daher auch von den aktuellen Verwerfungen am Markt für Immobilienfinanzierungen nicht betroffen“, sagte Bolder.

Mehr Kundengeschäft

Mit dem 2023 erreichten Gewinn soll, wie Markt-Vorstand Stephan Schrameier erklärte, das Eigenkapital gestärkt werden. Ihr Kundengeschäft will die Bank ausweiten. Zudem soll der Kreditbedarf von Kunden weiter mit den Anlagebedürfnissen von Investoren verknüpft werden. Anfang dieses Jahres hatte das Institut das Corporate Banking mit dem Corporate-Finance-Bereich zusammengelegt.

Fallender Zinsüberschuss in Sicht

Im laufenden Jahr rechnet die auf die drei Geschäftsfelder Private Banking, Asset Management sowie Corporate und Investment Banking ausgerichtete Warburg Bank im Zuge erwarteter Zinssenkungen der Notenbanken mit einem stark fallenden Zinsüberschuss. Provisions- und Handelsergebnis sollen hingegen stark zulegen. Beim Verwaltungsaufwand erwartet das Institut einen leichten Rückgang, ebenso bei der Cost-Income-Ratio. Die mit dem Strategieprogramm festgelegten Zielgrößen einer Eigenkapitalrendite von 8% und einer Cost-Income-Ratio von 80% will die Warburg Bank nach Abschluss der Arbeiten am neuen Kernbanksystem zum Ende des Geschäftsjahres 2027 erreicht haben.

Spekulation über Eignerwechsel

Zu möglichen Veränderungen im Eigentümerkreis äußerte sich das Institut am Mittwoch nicht. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte unlängst unter Berufung auf Kreise berichtet, die Bank erwäge einen Verkauf, um mit einer neuen Eigentümerstruktur einen Schlussstrich unter die Krise zu ziehen. Die Gesellschafter des Instituts arbeiteten mit Beratern von Perella Weinberg sowie Latham & Watkins zusammen, um strategische Optionen zu prüfen.

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