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Accors Rückkehr in den Börsen-Olymp

Accors Rückkehr in den französischen Leitindex CAC 40 zeigt, dass der sechstgrößte Hotelkonzern der Welt die Coronakrise hinter sich gelassen hat.

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Accors Rückkehr in den Börsen-Olymp

Der Hotelkonzern feiert nach der Coronakrise sein Comeback im CAC 40

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Von Gesche Wüpper, Paris

Es war ein Comeback – und gleichzeitig eine Art Revanche. Drei Jahre nach dem Abstieg ist Accor am 15. März rechtzeitig vor den Olympischen Spielen von Paris in den CAC 40 zurückgekehrt. Der sechstgrößte Hotelkonzern der Welt hat dort ausgerechnet Alstom ersetzt – das Unternehmen, für das Accor vor drei Jahren geschwächt von den Auswirkungen der Covid-Pandemie seinen Platz im französischen Leitindex räumen musste.

Die Wiederaufnahme in den CAC 40 zeigt, dass Accor die Coronakrise endgültig hinter sich gelassen hat. Als der Tourismus als Folge der Covid-Beschränkungen weltweit zum Erliegen gekommen war, hatte sich der Kurs des Hotelkonzerns nahezu halbiert. Innerhalb der vergangenen zwölf Monate hat die Notierung mehr als 25% auf zuletzt 39,90 Euro zugelegt – allein seit dem 1. Januar mehr als 15% –, sodass die Marktkapitalisierung inzwischen 9,66 Mrd. Euro beträgt. Allerdings hat die Accor-Aktie seit einem Monat, also ungefähr seit der Rückkehr in den CAC 40, um fast 4% nachgegeben.

Die 17 Analysten, die Accor beobachten, sehen das Kursziel für die nächsten drei Monate im Schnitt bei 46,27 Euro. Johanna Jourdain und Fehmi Ben Naamane von Oddo BHF haben das Kursziel gerade von 46 auf 48 Euro hochgesetzt, da sie ihre Prognosen teilweise angehoben haben. Sie gehen nun davon aus, dass das Einkommen pro verfügbarem Zimmer in diesem Jahr um 4,3% steigen wird. Da sich der operative Leverage ihrer Meinung nach auf einem guten Niveau bewegt und Accor die Kosten im Premium-, Mittel- und Economy-Segment besser kontrollieren dürfte, rechnen sie inzwischen mit einem Anstieg des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 11% auf 1,11 Mrd. Euro. Zuvor waren sie von 1,09 Mrd. Euro ausgegangen.

Erholung der Hotelbranche

Entsprechend haben die Oddo-Experten nun auch ihre Prognose für den Gewinn je Aktie im Zeitraum 2024 bis 2026 um 2% nach oben gesetzt. Sie erwarten für dieses Jahr 2,24 Euro je Aktie, nächstes Jahr 2,31 Euro und 2026 dann 2,59 Euro. Zum Vergleich: Im Schnitt rechnen Analysten laut Factset 2024 mit einem Gewinn je Aktie von 2,19 Euro und im nächsten Jahr mit 2,42 Euro. 13 von 17 Experten empfehlen, das Accor-Papier zu „kaufen“, drei es zu „halten“. Die Oddo-Analysten stufen die Gruppe, die mit ihren über 45 Marken weltweit in 110 Ländern mit rund 5.600 Hotels sowie 10.000 Restaurants und Bars vertreten ist, mit „Outperform“ ein.

In den nächsten Monaten dürfte Accor nicht nur von den Olympischen Spielen in Paris und der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland profitieren, sondern vor allem von der anhaltenden Erholung der Hotelbranche, die sich mit der weiteren Öffnung der Asien-Pazifik-Region und Chinas fortsetzen dürfte. Frankreich macht 18% des Umsatzes von Accor aus, Deutschland 7% bis 8%. Wie es im ersten Quartal gelaufen ist, wird sich zeigen, wenn Accor am 25. April nach Handelsschluss Zahlen vorlegt. Der Januar und Februar gelten in der Hotelbranche als eher ruhig.

Abschlag gegenüber US-Konkurrenz

Parallel zur Erholung des Sektors dürfte auch die 2023 eingeleitete Reorganisation des Konzerns Früchte tragen. Um die Rentabilität zu steigern und Kräfte zu bündeln, setzt Accor auf zwei Sparten: das Economy-, Mittel- und Premium-Segment mit Marken wie Ibis, Novotel, Mercure, Swissôtel, Mövenpick und Pullman sowie die Luxus- und Lifestyle-Einheit mit Marken wie Raffles, Orient Express, Fairmont, Sofitel, MGallery und Ennismore. Die Neuorganisation dürfte zu einer besseren Bewertung der Luxus- und Lifestyle-Sparte führen und könnte mittelfristig den Weg für eine Abspaltung ebnen, meinen die Analysten von Oddo BHF.

Sowohl der Gesamtkonzern als auch die Luxus- und Lifestyle-Sparte sind derzeit deutlich niedriger bewertet als Marriott und Hilton. Während Analysten das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der beiden US-Konkurrenten in diesem Jahr im Schnitt bei 26,3 und 29,51 sehen, erwarten sie bei Accor 19,08.

Der Konzern, der seit 2013 von Sébastien Bazin, dem früheren Europachef von Colony Capital, geleitet wird, hat die Aktionäre zuletzt verwöhnt. Für die Zeit von 2023 bis 2027 verspricht Bazin ihnen einen Kapitalrückfluss in Höhe von rund 3 Mrd. Euro, ein gerade abgeschlossenes Aktienrückkaufprogramm über 400 Mill. Euro inbegriffen. Für 2023 will Accor eine Dividende von 1,18 Euro je Aktie zahlen, entsprechend einer Ausschüttungsrate von 50% des wiederkehrenden freien Cashflows.

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