Finanzmärkte

Kursexplosion bei Philips

Der Medizintechnikkonzern überzeugte Anleger mit einer milliardenschweren Einigung. Dagegen ging es für ein deutsches Geldhaus abwärts.

Kursexplosion bei Philips

Finanzmärkte

Philips schließen nach Vergleich mit US-Justiz 30 Prozent fester

Deutsche-Bank-Aktie korrigiert scharf – Ölpreis gibt nach

tom Frankfurt

Nach den jüngsten Gewinnen haben sich die Anleger am Montag zurückhaltend gezeigt. Der deutsche Leitindex Dax ging mit einem Minus von 0,2% bei 18.118 Zählern aus dem Handel. Der MDax verbesserte sich um 0,7% auf 26.345 Punkte. Der Euro Stoxx 50 notierte etwas leichter (−0,5% auf 4.981 Zähler).

Entgegen den Erwartungen ist die deutsche Inflationsrate mit 2,2% im April überraschend stabil geblieben und hat nicht leicht zugelegt. „In den kommenden Monaten dürfte die Inflation erst einmal nicht weiter zurückgehen und bei knapp über 2% verharren“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Sascha Möhrle gegenüber Reuters. Grund seien geplante Preiserhöhungen von Unternehmen.

Bei den Einzeltiteln sorgte am Montag eine Kursexplosion bei Philips für Aufsehen. Ausschlaggebend dafür war die Einigung auf einen milliardenschweren Vergleich mit der US-Justiz, nachdem der Konzern weltweit Millionen Beatmungsgeräte zurückrufen musste. Mit der Einigung über eine Zahlung von 1,1 Mrd. Dollar sollen eine anhängige Sammelklage und mehrere Einzelklagen von Geschädigten beigelegt werden. Philips-Titel sprangen daraufhin um 29,2% auf 25,50 Euro nach oben. Damit waren die Papiere des Medizintechnik-Unternehmens mit einem Schlag wieder so viel wert wie zuletzt vor zwei Jahren. Am Markt sei im Falle einer Einigung wohl eher mit Kosten von 2 bis 3 Mrd. Dollar gerechnet worden, kommentierte Analyst David Adlington von der Bank J.P. Morgan.

Größter Verlierer im Leitindex waren am Montag die Titel der Deutschen Bank, die im bisherigen Jahresverlauf fast 25% zulegen konnten. Das Geldinstitut muss sich im langwierigen Rechtsstreit mit früheren Aktionären der übernommenen Postbank nun doch auf eine hohe Nachzahlung einstellen und legt nach entsprechenden Äußerungen des OLG Köln im zweiten Quartal voraussichtlich 1,3 Mrd. Euro zurück. Die Aktie büßte daraufhin 8,6% auf 15,10 Euro ein.

Abschläge mussten auch die Aktionäre von Sportwagenbauer Porsche AG hinnehmen. Hohe Vorlaufkosten für neue Modelle und ein überraschend deutlicher Umsatz- und Gewinnrückgang im ersten Quartal enttäuschten die Anleger. Analysten zeigten sich indes von der Geschäftsentwicklung mehrheitlich wenig überrascht. Porsche-Titel büßten dennoch 2,8% auf 87,28 Euro ein.

Im MDax gingen die Papiere des Wirkstoffforschers Evotec mit einem Plus von 4,2% auf 9,63 Euro auf Erholungskurs. Die Titel hatten in der vergangenen Woche nach enttäuschenden Jahreszahlen allerdings auch über 30% eingebüßt.

Unterdessen fanden sich Siltronic mit einem Abschlag von 2% auf 74,50 Euro unter den Verlierern wieder, nachdem Hauck Aufhäuser Investment Banking seine Kaufempfehlung für den Waferhersteller gestrichen hatte. Analyst Tim Wunderlich begründete die Streichung mit Preisdruck und einer schwachen Unternehmensbilanz.

Im SDax konnte die Aktie von Heidelberger Druck 6,7% auf 0,94 Euro zulegen. Laut „Wirtschaftswoche“ setzt der Druckmaschinenhersteller auf eine Verbesserung der Auftragslage und sieht erste Anzeichen für eine Belebung. Auch Traton-Papiere verteuerten sich um 5,5% auf 34,50 Euro. Die Titel hatten nach einem Rekordhoch zuletzt einen Rücksetzer hinnehmen müssen.

Im Aufwind war auch die Aktie von Börsenrückkehrer Douglas, nachdem mehrere Analysten die Beobachtung der Aktie mit Kaufempfehlungen aufgenommen hatten. Die Titel waren nach dem IPO zunächst auf Talfahrt gegangen. Am Montag erholten sie sich um 4,1% auf 21,94 Euro.

An den Rohstoffmärkten drückten Hoffnungen auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg den Ölpreis. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils rund ein halbes Prozent auf 87,80 bzw. 83,52 Dollar pro Barrel.

Der Blick der Aktionäre richtet sich in dieser Woche auf die Fed, die am Mittwochabend über die weitere Geldpolitik entscheiden wird. Leitzinssenkungen sind nicht zu erwarten, Anleger hoffen aber auf Signale, wann die Notenbank die Zinswende einleiten wird. Zudem stehen am Dienstagabend die Bilanzen der Tech-Riesen Apple und Amazon auf dem Programm. In der vergangenen Woche hatten Alphabet und Microsoft den Aktienmärkten kräftigen Rückenwind gegeben. Dagegen hatten enttäuschende Meta-Zahlen für einen Rücksetzer gesorgt.