Märkte am Abend

Dem Dax geht die Puste aus

Der Dax hat nach drei Handelstagen mit Gewinnen am Mittwoch Schwäche gezeigt. Einen enormen Kurssturz gab es bei dem Wirkstoffentwickler Evotec.

Dem Dax geht die Puste aus

Finanzmärkte

Dem Dax geht die Puste aus

Kurssturz bei Evotec – Chipwerte gesucht – Deutsche Börse schwach

ku Frankfurt

Nach den Kursanstiegen der drei vergangenen Handelstage hat es der Dax am Mittwoch ruhig angehen lassen. Den Handel beendete der deutsche Leitindex mit einem kleinen Minus von 0,4% bei 18.074 Punkten. Zuvor war er auf Wochensicht zeitweise um 3% geklettert. Der Euro Stoxx 50 ermäßigte sich um 0,4% auf 4.987 Zähler. Wenig Eindruck hat auf die Marktteilnehmer gemacht, dass es passable Konjunkturdaten gab. So ist der Ifo-Geschäftsklimaindex den dritten Monat in Folge gestiegen, und in den USA sind die Auftragseingänge für langlebige Güter etwas besser ausgefallen als gedacht.

Einen Kurssturz von bis zu 40% gab es für die Aktie des Wirkstoffforschers Evotec. Am Abend stand noch ein enormes Minus von 32% auf 9,64 Euro zu Buche. Das Papier fiel zeitweise auf den niedrigsten Stand seit sieben Jahren. Die von dem Unternehmen vorgelegten Zahlen für das vergangene Jahr lagen hinsichtlich Umsatz und deutlich zurückgegangenem operativen Ergebnis unter den Erwartungen. Im bisherigen Jahresverlauf hat der Aktienkurs bereits mehr als 50% eingebüßt.

Gefragt waren hingegen Chipwerte. Sie profitierten von positiven Prognosen des US-Konzerns Texas Instruments. Infineon verzeichneten einen Anstieg von 5,5% auf 31,43 Euro, Aixtron legten um 0,8% auf 22,83 Euro zu. Texas Instruments selbst verzeichneten im frühen Handel an der Wall Street ein Plus von mehr als 6%. Das Unternehmen teilte mit, es werde für das zweite Quartal mit Erlösen von rund 3,8 Mrd. Dollar gerechnet. Laut Reuters liegt die Konsensschätzung bei derzeit 3,77 Mrd. Dollar. Schwach zeigten sich Deutsche Börse mit einem Minus von 4% auf 180,70 Euro. Der Börsenbetreiber hat am Vorabend Zahlen vorgelegt und dabei eigentlich die Markterwartungen beim operativen Ergebnis leicht übertroffen.

Am Bondmarkt war die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen mit 2,587% um 8 Ticks über dem Niveau vom Vorabend. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte angemerkt, dass sich die Inflation in der Eurozone als hartnäckig erweisen könne und dass auf eine Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank im Juni nicht notwendigerweise weitere Zinsschritte folgen würden. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen ist im April bereits um 26 Basispunkte geklettert, was den stärksten monatlichen Anstieg seit September vergangenen Jahres darstellt.

In Großbritannien hat es bei der Syndizierung von 30-jährigen Staatsanleihen im Volumen von 6,75 Mrd. Pfund die bisher höchste Rendite bei einer Syndizierung gegeben, und zwar von 4,7818, damit 1,75 Basispunkte über den Gilts per Oktober 2053 mit einem Kupon von 3,75% und am oberen Ende der Guidance. Steigende Zinsen stellen eine zusätzliche Belastung für den britischen Staat dar.

Yen rutscht noch weiter ab

Am Devisenmarkt ist die japanische Währung zeitweise unter die Marke von 155 Yen je Dollar gefallen. Sie sackte bis auf 155,17 Yen je Dollar ab und befindet sich damit weit innerhalb des Bereichs, in dem es in der Vergangenheit Interventionen der Bank of Japan gab. So schwach hatte sich der Yen zuletzt in den 1990er Jahren gezeigt. Am Abend wurde die Währung dann zu 155,02 Yen gehandelt. Ein führender Politiker der Regierungspartei in Tokio hatte sich dahingehend geäußert, dass mit einer Intervention erst ab einem Niveau von 160 Yen zu rechnen sei. Der Euro zeigte sich etwas schwächer, er gab um 0,1% auf 1,0685 Dollar nach.

Der Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude ermäßigte sich um 0,5% auf 88,01 Dollar je Barrel. Händler sprachen von Gewinnmitnahmen, nachdem es am Vortag eine deutliche Verteuerung von Rohöl nach einem unerwarteten Rückgang der amerikanischen Lagerbestände gegeben hatte. Der Preis des bedeutendsten Industriemetalls Kupfer kletterte um 1,3 % auf 9.830 Dollar je Tonne. Im bisherigen Wochenverlauf war mit einem Höchststand von 9.988 Dollar fast die Marke von 10.000 Dollar erreicht worden. Am Markt hieß es aber, dass ein derart hohes Preisniveau die Kaufbereitschaft in China, dem wich-
tigsten Verbraucherland, aktuell etwas dämpfe. Allerdings weisen die Rohstoffanalysten von Macquarie darauf hin, dass in der Branche grundsätzlich die Überzeugung vorherrsche, dass das gegenwärtige Preisniveau durchaus zu rechtfertigen und dass mit weiteren Preisanstiegen zu rechnen sei. Nickel verzeichnete in London einen Preisanstieg von 0,3% auf 19.060 Dollar je Tonne. Die International Nickel Study Group teilte mit, im laufenden Jahr werde sich der Überschuss auf dem Weltmarkt von 163.000 Tonnen im vorherigen Turnus auf 109.000 Tonnen verkleinern.

Am Donnerstag wird sich die laufende Quartalssaison am Aktienmarkt fortsetzen. Erwartet werden die Zahlen der Deutschen Bank, wobei gemäß der Konsensschätzung mit einem Ergebnis in etwa auf Vorjahreshöhe gerechnet wird. Ferner wird der Chemieriese BASF auf der Hauptversammlung den Einblick in die Bücher gewähren und die Quartalszahlen vorlegen. Erwartet wird ein Rückgang des operativen Ergebnisses gegenüber Vorjahr. Am Abend wird dann noch Airbus Zahlen vorlegen. Am Markt wird mit einer Steigerung der Auslieferungen von mehr als 70% gerechnet. In den USA stehen Quartalszahlen von Alphabet, Microsoft und Intel auf dem Programm sowie die Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.