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Einseitige Liebe für deutsche Aktien scheint verkraftbar

Der „Home Bias“, also ein Übergewicht heimischer Aktientitel im Depot, ist in Deutschland besonders stark ausgeprägt. Weil die Sparer aber zugleich viel Geld in Fonds anlegen, gelingt ihnen gleichwohl eine breite Streuung.

Einseitige Liebe für deutsche Aktien scheint verkraftbar

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Einseitige Liebe für deutsche Aktien scheint verkraftbar

jsc Frankfurt

Achtung, Home Bias! So lautet der Befund der Consorsbank, nachdem sie im vergangenen Jahr in die Aktien-Portfolios der Anleger geblickt hat. Allianz, Siemens, BASF, SAP, Mercedes-Benz, Telekom und Munich Re sind demnach die nach Volumen wichtigsten deutschen Titel der Anleger. Aus dem Ausland finden sich lediglich Apple, Microsoft und Amazon, also allseits bekannte US-Konzerne, unter den zehn wichtigsten Titeln. Auch die nachfolgenden Firmen sind überwiegend deutsch.

Die offizielle Statistik bestätigt den Effekt: Mehr als die Hälfte der Einzelaktien im Besitz deutscher Privatanleger entfällt nach Volumen auf deutsche Titel, wie die Bundesbank festhält. Dabei kommen deutsche Aktien weltweit auf einen Anteil von gerade einmal 2%. Die Consorsbank warnt vor dem Irrglauben, die Perspektiven bekannter Unternehmen leichter einschätzen zu können, und vor einem „Klumpenrisiko im Depot“.

Dabei dürfte der schädliche Effekt insgesamt verkraftbar sein. Viele Anleger haben ihr Vermögen breit gestreut, denn ihr Aktienvermögen liegt überwiegend oder ausschließlich in Fonds und ETFs. Und auch wenn ein Home Bias im Fondssegment zu sehen ist – so sind gerade Deutschlandfonds beliebt –, so ist der Effekt hier geringer. Nur eine schrumpfende Minderheit der Sparer investiert ausschließlich in Einzelaktien.

Auch ein konservatives Anlageverhalten – langfristig investieren, Rückschläge aushalten – scheint für viele Fondssparer selbstverständlich zu sein. Gemessen am Vermögen in deutschen Publikumsfonds sind die Zu- und Abflüsse abgeflacht, was eine längere Verweildauer der Mittel anzeigt. So löste die Börsenpanik zu Beginn der Pandemie im März 2020 relativ betrachtet eine geringere Bewegung aus als der Lehman-Kollaps während der Finanzkrise im Jahr 2008.

Gleichwohl haben sich einige Anleger die Finger verbrannt. Vor einigen Jahren hatte die Aktie von Wirecard nicht nur in einigen Fonds, sondern auch in vielen privaten Aktiendepots Gewicht. Der Konzern hatte sich über viele Jahre eine Fangemeinde aufgebaut. Keine Frage: Der Home Bias kann gefährlich sein.

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