Forschungspapier

Preise sollten sich laut EZB wieder seltener ändern

Unternehmen haben in den vergangenen beiden Jahren die Preise lieber öfter in eher kleineren Schritten angehoben, als eine größere Änderung zu beschließen. Für die Entwicklung der Inflation und der geldpolitischen Transmission ist dieses Muster relevant.

Preise sollten sich laut EZB wieder seltener ändern

Preisänderungen dürften seltener werden

EZB: Finanzierungskonditionen bei Überlegungen von Firmen eher unwichtig

mpi Frankfurt

Während der Phase der hohen Inflation im Euroraum haben sich Unternehmen nicht nur dazu entschieden, die Preise stärker, sondern auch häufiger anzuheben. Die meisten Firmen hätten mehrere eher kleinere Anpassungen gegenüber einer größeren bevorzugt. Dies geht aus einer Studie der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor, die die Notenbank am Mittwoch publizierte.

Während sich in der Zeit der niedrigen Inflation in einem Monat durchschnittlich 8,5% der Preise änderten, waren es 2022 12,5%. 2023 ist die Flexibilität der Preise dann wieder etwas gesunken. Preisanpassungen wegen geänderter Steuersätze wurden in der Studie herausgerechnet. Gleichzeitig deuten die Daten der EZB darauf hin, dass Unternehmen bei Preissenkungen eher dazu bereit sind, größere Schritte zu vollziehen, als bei Preiserhöhungen. Dennoch war nicht nur die Frequenz, sondern auch die Höhe der Preisanhebungen 2022 etwas größer, als dies bei Preiserhöhungen vor 2019 der Fall war.

Ein Blick in die Historie von Phasen mit hoher Inflation zeigt, dass dies nicht zwingend der Fall ist. In der Zeit der hohen Teuerung in den USA zwischen 1978 und 1982 ist die Häufigkeit der Preisanpassungen von 10 auf 15% gestiegen. Die absolute Höhe der Änderungen ist in diesem Zeitraum jedoch konstant geblieben im Vergleich zu den Jahren davor. In Norwegen ist die absolute Höhe der Preissteigerungen sogar gesunken. Die Unternehmen erhöhten lieber öfter in kleineren Schritten.

Auswirkungen auf Transmission

Die Preissetzungspolitik der Unternehmen hat direkte Auswirkungen auf die Entwicklung der Inflation, aber auch die geldpolitische Transmission. Passen Firmen ihre Preise aufgrund eines Schocks bei den Nominalkosten öfter an, – wie es 2022 in der Eurozone geschehen ist – dann steigt die Inflation schneller. Sie kehrt aber auch anschließend zügiger wieder auf niedrigere Werte zurück. Zugleich wirkt sich auch die Geldpolitik einer Notenbank schneller aus, wenn die Preise häufiger angepasst werden.

Die EZB erwartet, dass die Flexibilität der Preise im Euroraum nun wieder auf die langjährigen Durchschnittswerte sinken wird. „Wenn die Preisflexibilität wieder das Niveau vor dem Schock erreicht und die Inflation voraussichtlich nicht hoch bleiben wird, kann ein Rückgang der Gesamtnachfrage eher zu einer Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit als zu einer niedrigeren Inflation führen, da weniger Unternehmen mit Preissenkungen reagieren“, schreibt die EZB in der Studie. Für die schwache Konjunktur im Euroraum wären das schlechte Nachrichten.

Profitmargen und Nachfrage wichtigste Preistreiber

Die Notenbank hat sich in der Studie zudem angeschaut, weshalb Unternehmen zuletzt ihre Preise geändert haben. 2023 war der Hauptgrund, die Profitmargen stabil zu halten. Es folgten eine höhere Nachfrage nach den Produkten oder Dienstleistungen sowie steigende Produktionskosten, die nicht im Zusammenhang mit der Bezahlung der Mitarbeiter standen. Die Finanzierungskosten der Unternehmen oder das allgemeine Inflationsniveau spielten in den Überlegungen eine eher geringe Rolle.

2024 sind die Finanzierungskosten für die Festsetzung der Preise noch unwichtiger geworden. Hingegen haben die Lohnkosten an Bedeutung gewonnen. Noch größer war jedoch der Zuwachs bei den beiden Hauptgründen: dem Erhalt der Profitmargen und der Nachfrage nach den eigenen Angeboten.

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