Bundesbank-Studie

Recht auf Teilzeit wirkt

Das Recht auf Teilzeit bringt laut einer Bundesbank-Studie mehr Mütter nach der Geburt eines Kindes zurück in den Job. Wie nötig das ist, zeigen der Fachkräftemangel und der Gender Pension Gap. Das IW empfiehlt derweil, das Interesse junger Frauen für den Klimaschutz zu nutzen, um sie stärker für MINT-Berufe zu begeistern.

Recht auf Teilzeit wirkt

Recht auf Teilzeit wirkt

Bundesbank-Studie zeigt positive Effekte für Mütter nach einer Geburt

ba Frankfurt

Um dem ohnehin schon bestehenden Fachkräftemangel zu begegnen, wird oft geraten, die Teilhabe von Müttern und Älteren am Arbeitsmarkt zu unterstützen. Die Bundesbank hat nun in einer Studie untersucht, inwieweit das gesetzliche Recht auf Teilzeitarbeit Müttern dabei helfen kann, Arbeit und Kinderbetreuung miteinander zu vereinbaren. Hannah Paule-Paludkiewicz hat herausgefunden, dass die Teilzeitbeschäftigung in der Gruppe der Mütter nach einer Geburt kurzfristig zugenommen hat. Aber auch längerfristig habe sich das Gesetz positiv auf die Beschäftigung von Müttern und ihr Arbeitseinkommen ausgewirkt.

Für den positiven Effekt auf das Arbeitseinkommen macht Paule-Paludkiewicz zwei Ursachen aus: Zum einen würden Mütter dann seltener den Arbeitgeber wechseln, so dass firmenspezifisches Humankapital erhalten bleiben konnte. Zweitens sei das erforderliche Qualifikationsniveau im Job der anspruchsberechtigten Mütter erhöht worden. Die Kombination aus der Zunahme der Teilzeitbeschäftigung und dem Anstieg des Arbeitseinkommens sei für die Politik von zentraler Bedeutung, betont Paule-Paludkiewicz: Sie deute darauf hin, „dass die Reform nicht nur die zeitliche Flexibilität von Müttern nach der Geburt erhöht hat, sondern auch dazu beigetragen haben könnte, den negativen Einfluss von Geburten auf die Arbeitsmarktergebnisse von Müttern zu reduzieren“.

Auch bei den Alterseinkünften benachteiligt

Dies ist insofern bedeutend, als Frauen nicht nur ein geringeres Durchschnittseinkommen beziehen als Männer, sondern auch bei den Alterseinkünften schlechter gestellt sind. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) bezogen 2023 Frauen, die 65 Jahre und älter waren, im Schnitt Alterseinkünfte in Höhe von 18.663 Euro brutto im Jahr. Männer der gleichen Altersgruppe hingegen erhielten durchschnittlich 25.599 Euro. Zu den Alterseinkünften zählen Alters- und Hinterbliebenenrenten und -pensionen sowie Renten aus individueller privater Vorsorge. Der Gender Pay Gap, also das geschlechtsspezifische Gefälle lag damit bei 27,1%. Bleiben die Hinterbliebenenrenten außen vor, beträgt die Lücke gar 39,4%. Diese sogenannten abgeleiteten Ansprüche erhalten rund 29% der Frauen, aber nur gut 6% der Männer.

Als Ursache des Gefälles benennen die Wiesbadener Statistiker die im Schnitt geringeren Rentenansprüche, die sie im Laufe ihres Erwerbslebens erlangen. Denn Frauen arbeiten teils in schlechter bezahlten Branchen als Männer, häufiger in Teilzeit, nehmen häufiger und längere Auszeiten für Care-Arbeit und sind seltener in Führungspositionen tätig.

Um dies zu ändern, soll unter anderem der Girls’ Day – der an diesem Donnerstag stattfindet – Mädchen und Frauen motivieren, männerdominierte technische Berufe zu ergreifen.

Immer noch zu wenig Frauen in MINT-Berufen

Das IW mahnt nun, dass in den nächsten Jahren immer mehr Fachkräfte im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) gebraucht werden. Auch wenn der Frauenanteil in MINT-Berufen zwar zwischen 2012 und 2023 von 13,8 auf 16,2% gestiegen sei, sei dies „nach wie vor zu gering“. Während in Berlin (Frauenanteil von 22%) und Hamburg (19,6%) die meisten Frauen in MINT-Berufen tätig sind, sei die Lage etwa im Saarland (13,6%) oder Nordrhein-Westfalen (14,2%) „besonders dramatisch“. Da sich vor allem junge Frauen unter 25 Jahren Sorgen um die Folgen des Klimawandels machen – 2009 waren es 25,7%, 2021 bereits 57,7% –, könnte dieses starke Interesse genutzt werden, um sie für MINT-Berufe zu begeistern, sagt IW-Experte Axel Plünnecke. „MINT-Fachkräfte spielen für das Innovationspotenzial der deutschen Wirtschaft eine entscheidende Rolle. Hier brauchen wir kluge Frauen, um die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen.“ 

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