Hauptversammlung

RWE-Aktionäre monieren Kursentwicklung

Vor der Hauptversammlung von RWE beklagen deutsche Aktionäre die schwache Kursentwicklung, doch mit dem strategischen Kurs sind die Fondsvertreter einverstanden. Allerdings gibt es vereinzelt Gegenanträge zur Tagesordnung.

RWE-Aktionäre monieren Kursentwicklung

Für RWE sind goldenen Zeiten fürs Erste vorbei. Die seit Monaten fallenden Großhandelspreise drücken auf die Marge des Stromerzeugers und belasten das Ergebnis. Das spiegelt sich auch im Aktienkurs, an dem sich Kritik der Aktionäre in der Hauptversammlung entzündet. Erstmals seit 2016 habe sich die Aktie wieder schwächer entwickelt als der Dax, moniert Henrik Pontzen, der im Portfoliomanagement von Union Investment für Nachhaltigkeit und aktives Aktionärstum zuständig ist, laut Redemanuskript. Neben dem Einbruch der Großhandelspreise macht er die fehlende politische Lösung für den vollständigen Ausstieg aus der Braunkohle – Stichwort: Stiftungslösung – sowie die fehlende Ausgestaltung der Kraftwerksstrategie aus.

RWE in rauer Realität angekommen

Der Kritik schließt sich Ingo Speich von Deka Investment an. „RWE ist nun wieder in der rauen Realität angekommen“, stellt Speich laut vorab verbreiteter Rede fest. Seit der Hauptversammlung 2023 habe sich die Aktie um 19% schlechter entwickelt als der europäische Stoxx 600-Versogerindex, rechnet der Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance vor.

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Ein Grund dafür liegt seiner Einschätzung nach in der zunehmenden Enttäuschung des Kapitalmarkts über den nicht erfolgten Ausstieg aus den Kohleaktivitäten. Zwar habe RWE die klimaschädlichen Emissionen 2023 deutlich reduziert, doch hohe CO2-Emissionen würden von immer mehr Aktionären als Risiko angesehen. Wenngleich RWE das Ende der Kohleaktivitäten auf 2030 vorziehe, belasteten die Emissionen die Umweltbilanz des Versorgers und damit den Aktienkurs. „RWE muss sich schneller bewegen“, fordert Speich. „Nur darauf zu warten, dass die Politik sich bewegt, ist keine Lösung.“ Analystenschätzungen zufolge sorgten die hohen CO2-Emissionen für einen Bewertungsabschlag von 15%, so Speich.

Kritik an Urenco-Beteiligung

Auch Pontzen hinterfragt den Zeitplan zum Kohleausstieg. Zudem kritisiert er die Beteiligung des Stromversorgers an dem Uran-Anreicherer Urenco. RWE werde die Beteiligung angeblich aus politischen Gründen seit Jahren nicht los. Doch wenn die Beteiligung nur politisch und nicht von RWE gewollt sei, sollte sie beim deutschen Staat landen, sagt Pontzen und fordert: „Finden Sie endlich eine Lösung für dieses Asset!“

Die Forderung einiger Investoren nach einem Aktienrückkauf lehnt Speich kategorisch ab. Als langfristiger Investor unterstütze sein Haus ausdrücklich den eingeschlagenen Transformationspfad in die Welt der erneuerbaren Energien. Entsprechend solle das Geld in Investitionen fließen. Erst danach könne über einen Aktienrückkauf nachgedacht werden.

Allerdings mahnte Speich dabei auch Augenmaß an und rief den Vorstand auf, sich nicht an Bietergefechten zu beteiligen. „Wir wollen nicht um jeden Preis Wachstum.“ Bei größeren M&A-Transaktionen gelte es zudem, auf Komplexität und regionale Verteilung zu achten. Beide Fondsvertreter kündigten an, allen Tagesordnungspunkten zuzustimmen. Jenseits der üblichen Tagesordnungspunkte steht einzig die Wahl drei neuer Aufsichtsräte an, darunter Frank Appel, der bis Mai 2023 Vorstandchef der heutigen DHL Group.