Es ist wieder Mai. Und da wird jedes Jahr die Börsenweisheit „Sell in May and go away“ hervorgeholt. Für den Dax und für den S&P 500 ist diese Strategie zugleich falsch, aber auch irgendwie richtig. Sie ist deswegen falsch, weil die Aktienmärkte zwar im Jahresverlauf langfristig ein ausgeprägtes saisonales Muster aufweisen. Die gute Zeit für die Märkte geht aber nicht bis Mai, sondern bis Ende Juli, zumal beim Dax die Dividenden vor allem im Mai beflügeln. Besonders gefährlich sind dann die Monate August und September. Gerade im September hat es öfters massive Einbrüche gegeben, wie zum Beispiel im Dax 2002 mit einem Verlust von 25,4%. Insofern gilt für den Dax: „Sell in July and say bye-bye.“

Besser wird es dann für die Aktienmärkte ab Oktober und vor allem im November. Und gerade das Jahresende und der Winter sind für den Dax im langjährigen Durchschnitt eine ausgesprochen gute Zeit. Insofern steckt auch in der „Sell-in-May-Strategie“ doch ein wahrer Kern. Denn das Winterhalbjahr von Oktober bis April ist von der Performance her langfristig wesentlich besser als das Sommerhalbjahr von Mai bis September. Im Sommer drohen die Märkte mitunter richtig heiß zu laufen. Also ist im Sommer eher Vorsicht geboten, und Anleger sollten einen Einstieg in den Aktienmarkt im Juli oder August genau prüfen. Oder unter Risikogesichtspunkten eben gestaffelt kaufen und eine Tranche für den Herbst vorsehen. Mit Käufen Anfang August haben auch manche Institutionelle so richtig schiefgelegen.

Wichtiger als das „Sell in May“ ist der zweite Teil des Börsenspruchs: „But remember to come back in September.“ Wobei man anfügen möchte, der Wiedereinstieg Ende September oder Anfang Oktober genügt, der September selbst ist ja ein gefährlicher Monat. Denn die Aktienmärkte tendieren langfristig betrachtet aufwärts und sind im Vergleich zu anderen Assetklassen überdurchschnittlich lukrativ. Wer also im Mai oder im Sommer aussteigt, darf den Wiedereinstieg im Herbst nicht verpassen. Sonst beginnt die gute Zeit ohne die ausgestiegenen Investoren, und die Jahresschlussrally findet ohne diese statt.