Konjunktur

Deutsche Wirtschaft kommt um Rezession herum

Die deutsche Wirtschaft ist knapp an der Rezession vorbeigeschrammt. Allerdings steht damit weiter kein dynamischer Aufschwung zu erwarten, wie die wenigen Details zeigen. Und die Euro-Wirtschaft schreitet weiter voran.

Deutsche Wirtschaft kommt um Rezession herum

Wirtschaft entgeht Rezession

Deutsches BIP klettert etwas stärker als erwartet – Bau schiebt an – Konsum bremst

ba Frankfurt

Angetrieben von besseren Geschäften der Baubranche sowie höheren Exporten hat die deutsche Wirtschaft zum Jahresstart etwas zugelegt. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2% im Quartalsvergleich gestiegen. Ökonomen hatten mit einem schwächeren Wachstum von 0,1% gerechnet. Damit ist die Rezession knapp vermieden worden, für die definitionsgemäß zwei Minusquartale in Folge gelten. Zum Jahresende schrumpfte das BIP um revidiert 0,5% (zuvor: 0,3%). Damit hinkt die größte Euro-Volkswirtschaft dem Euroraum weiter hinterher: Laut dem europäischen Statistikamt Eurostat legte die Euro-Wirtschaft zum Jahresstart um 0,3% zu, nachdem sie in den beiden Vierteljahren zuvor noch um je 0,1% geschrumpft war. Für Schwung sorgten erneut die Südländer, allen voran Spanien und Portugal (je +0,7%).

Bau schiebt an

Ökonomen werteten den Anstieg des deutschen BIP als positive Überraschung. Einen kräftigen Aufschwung sehen sie angesichts der anhaltenden strukturellen Probleme hingegen nicht. Vor allem die Wirtschaftspolitik der Ampel-Regierung steht in der Kritik. Aber auch die Auslandsnachfrage dürfte noch länger schwach bleiben. Mit Blick auf die Komponenten verweisen Ökonomen darauf, dass die milde Witterung die Bauproduktion angeschoben hat – „der Antriebseffekt der milden Witterung ist damit aber verfrühstückt“, mahnt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Zudem bremsen die gestiegenen Finanzierungskosten ebenso wie die höheren Materialkosten das Neugeschäft der Bauunternehmen.

Privatkonsum bremst

„Die privaten Konsumausgaben gingen zurück“, betonten die Wiesbadener Statistiker zudem. Gerade auf diesen setzen aber Ökonomen als künftigen Wachstumstreiber. Das Konsumklima hat zwar zuletzt zugelegt, liegt aber weiter auf „überaus niedrigem Niveau“, wie es bei der GfK heißt. Im März haben indes die Einzelhandelsumsätze überraschend kräftig zugelegt – inflationsbereinigt um 1,8% im Monatsvergleich.

Für Optimismus sorgt das gestiegene Geschäftsklima, das allerdings vor allem auf den schwankenden Erwartungen beruht. Für eine dynamische Expansion des BIP bleibe der Ausblick im verarbeitenden Gewerbe zu trübe, mahnt daher Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Zudem tue sich sowohl in China als auch in den USA die Industrie ebenfalls schwer, vom Fleck zu kommen.

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Die deutsche Wirtschaft ist knapp an der Rezession vorbeigeschrammt. Allerdings steht damit weiter kein dynamischer Aufschwung zu erwarten, wie die wenigen bislang veröffentlichten Details zeigen. Und auch die Euro-Wirtschaft bleibt vorerst uneinholbar vorne. Als Zugpferd fungieren erneut die Südländer.

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