Halbleiterbranche in der Flaute

Infineon senkt abermals Prognose – Aktie haussiert trotzdem

Deutschlands größter Chipkonzern Infineon hat zum zweiten Mal in Folge die Jahresprognose reduziert. Die Aktie sprang trotzdem um mehr als 12%. CEO Jochen Hanebeck sieht in der aktuellen zyklischen Branchenflaute die geschäftliche Talsohle erreicht. Er kündigte jedoch ein Sparprogramm an.

Infineon senkt abermals Prognose – Aktie haussiert trotzdem

Infineon senkt erneut Jahresprognose

Deutschlands größter Chipkonzern zollt Flaute des E-Automarktes Tribut – Vorstand kündigt Einsparungen an

Deutschlands größter Chipkonzern Infineon hat nach einem Umsatz- und Gewinnrückgang zum zweiten Mal in Folge die Jahresprognose reduziert. Die Aktie sprang trotzdem um mehr als 13%. CEO Jochen Hanebeck sieht in der zyklischen Branchenflaute die geschäftliche Talsohle erreicht. Er kündigte jedoch ein Sparprogramm an.

sck München

Die anhaltende zyklische Schwäche des Halbleitermarktes dämpft Infineon. Deutschlands größter Chipkonzern hat seine Prognose für das am 30. September endende Geschäftsjahr 2024 abermals reduziert. Statt zuletzt avisierten 16 Mrd. Euro stellte Vorstandschef Jochen Hanebeck für den Umsatz 15,1 Mrd. Euro in Aussicht. Gegenüber dem Rekordjahr 2023 wäre das ein Rückgang von 7,4% oder 1,2 Mrd. Euro. Die Hälfte der gegenüber dem vorherigen Ausblick gekürzten Erlöserwartung von 900 Mill. Euro führt der CEO auf die Flaute in den Elektro-Automärkten in Europa und in den USA zurück. Das Wachstum im Automotive-Bereich verlangsame sich „spürbar“. Statt eines angepeilten Zuwachses im zweistelligen Prozentbereich rechnet die Konzernspitze für die größte Geschäftssparte nur noch mit einer einstelligen Wachstumsrate. Automotive macht bei Infineon die Hälfte der Erlöse aus.

„Talsohle erreicht“

„Viele Endmärkte entwickeln sich konjunkturbedingt schwach und der Abbau der Halbleiterbestände bei Kunden und Distributoren dauert an“, erläuterte Hanebeck in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die erwartete Erholung im Konsumentenbereich (Computer, Smartphones) verschiebe sich nach hinten.

Allerdings ist nach den Worten des CEO nunmehr die „Talsohle erreicht“. Er verwies auf einen konstant gebliebenen Auftragsbestand von 24 Mrd. Euro.

Bei der operativen Marge warnte Hanebeck vor einem Rückgang auf rund 20%. Das wären 7 Prozentpunkte weniger als 2023. Zuletzt stellte der Vorstandschef für 2024 noch eine Bandbreite von 21 bis 25% in Aussicht. Aus der neuen Prognose leitet sich ein operatives Konzernergebnis (Segmentergebnis) von 3 Mrd. Euro ab. Das wäre ein Minus von 1,3 Mrd. Euro. Der CEO geht davon aus, dass Infineon die neue Prognose halten kann. Infineon sei nun „derisked“.

Aktie gewinnt mehr als 13 Prozent

Die neue Prognose fällt schwächer aus als von Analysten zuvor erwartet. Diese rechneten sowieso damit, dass Infineon ihre bisherigen Jahresziele nicht erreichen kann. Im Schnitt rechneten die Banken mit einem Segmentergebnis von 3,3 Mrd. Euro und einem Umsatz von 15,6 Mrd. Euro, was einer Rendite von über 21% entspricht.

Trotz der Umsatz- und Gewinnwarnung reagierten Anleger auf die Nachrichten des Dax-Unternehmens nahezu euphorisch. Die Aktie von Infineon schoss im Xetra-Handel zeitweise um 13,6% auf 36,60 Euro in die Höhe. Zuvor verunsicherten trübe Nachrichten aus der Branche über die geschäftlichen Erwartungen die Investoren. Offenbar herrscht nun an der Börse die Meinung, dass Infineon auf operativer Ebene eine Bodenbildung erreicht hat, ab der sich die Lage zunehmend aufhellt. Vermutlich überzeugten auch relativ robuste Quartalszahlen und angekündigte Einsparungen die Anleger.

Bündel von Sparmaßnahmen

Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt schrumpften zwar Umsatz, Ergebnis und Marge, aber nicht so stark wie von Analysten befürchtet. Die Konzernerlöse fielen um 12% auf 3,6 Mrd. Euro. Das Segmentergebnis fiel überproportional um 40% auf 707 Mill. Euro. Die Umsatzrendite brach um 9,1 Punkte auf 19,5% ein. Die Researchhäuser rechneten im Schnitt mit einem Ergebnis von 651 Mill. Euro und einer Marge von 18,1%. Angesichts des wachsenden Wettbewerbsdrucks kündigte Hanebeck an, Einsparungen vorzunehmen mit dem Ziel, die Kostenstruktur zu verbessern. Die Maßnahmen betreffen seinen Worten zufolge die Fertigungsproduktivität, das Portfoliomanagement, die Preisqualität und den Betriebsaufwand. Infineon verspricht sich daraus einen positiven Effekt auf das Ergebnis in einem „hohen dreistelligen Euro-Millionenbereich“. Erste Resultate würden 2025 erwartet.

Infineon ließ offen, wie umfangreich ein möglicher Personalabbau ausfallen könnte. Die Mitarbeiter würden informiert werden, kündigte Hanebeck an.