Family Office kauft Auftragsfertiger

Milliardär Kühne steigt ins Pharmageschäft ein

Erstmals wagt sich der Milliardär Klaus-Michael Kühne mit einer großen Summe auf ein neues Geschäftsfeld vor. Die Kühne Holding AG übernimmt die Mehrheit beim Pharmaauftragsfertiger Aenova.

Milliardär Kühne steigt ins Pharmageschäft ein

Milliardär Kühne steigt ins Pharmageschäft ein

Family Office kauft Auftragsfertiger Aenova für Milliardenbetrag von BC Partners

cru Frankfurt

Klaus-Michael Kühne steigt ins Pharmageschäft ein. Als reichster Mann Deutschlands mit einem Vermögen von geschätzt 39 Mrd. Euro ist der aus Hamburg stammende Unternehmer nicht nur für seinen Logistikkonzern Kühne + Nagel bekannt. Beteiligungen hält er an der Reederei Hapag-Lloyd (30%), die er vor dem Verkauf nach Singapur rettete, sowie an der Lufthansa (15%), dem Chemiedistributeur Brenntag (11%) und der HSV Fußball AG. Jetzt wagt sich das in der Schweiz ansässige Family Office des 87-Jährigen, der auch selbst in der Schweiz lebt, erstmals mit einer großen Summe auf ein neues Geschäftsfeld vor, das ganz abseits der Logistik liegt. Die Kühne Holding AG übernimmt für einen nicht näher benannten Betrag, der in Finanzkreisen auf „deutlich mehr als 1 Mrd. Euro“ beziffert wird, die Mehrheit beim Pharmaauftragsfertiger Aenova aus Starnberg bei München. Verkäufer ist der britische Finanzinvestor BC Partners. Kühne soll die Private-Equity-Firma Apax überboten haben, die 1,5 Mrd. Euro zahlen wollte.

Kühne-Holding-Chef Dominik de Daniel erklärte am Mittwoch, der Deal sei „für uns ein wichtiger strategischer Schritt", um das Portfolio auf die Pharmabranche auszudehnen. Aenova gehörte die letzten zwölf Jahre dem britischen Finanzinvestor BC Partners, der es seinerzeit für 480 Mill. Euro von Bridgepoint erworben hatte. In dem für Private-Equity-Verhältnisse ungewöhnlich langen Zeitraum gab es zwei größere Übernahmen (Haupt Pharma, Temmler), die integriert werden mussten, und mehrere Chefwechsel, bevor BC-Partners-Mann Jan Kengelbach 2018 das Ruder übernahm.

Produktion in Europa

Mit 4.000 Beschäftigten zählt Aenova zu den Top10 der CDMOs (Contract Development and Manufacturing Organizations), die für große Pharmakonzerne fertigen. In der Pandemie, als die Lieferketten und Produktionskapazitäten in Frage standen, wurde deutlich, wie bedeutend das Geschäftsfeld ist. Mit Standorten in fünf europäischen Ländern und den USA setzt Aenova auch Forderungen aus der Politik während der Corona-Pandemie um, wichtige pharmazeutische Produkte wieder verstärkt in Europa herzustellen. Der Umsatz kletterte 2023 um 17% auf den Rekordwert von 832 Mill. Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) lag in den zwölf Monaten bis August 2023 laut Moody's bei 137 Mill. Euro

Für BC Partners, die in Deutschland noch auf alten Beteiligungen am Wissenschaftsverlag Springer Nature und der Keramikfirma Ceramtec sitzt, ist der Exit ein erster Erfolg hierzulande nach längerer Zeit. Der Deal reiht sich in eine Kette aktueller Exit-Deals der Private-Equity-Branche, die lange wegen der gestiegenen Zinsen feststeckte. Erst kürzlich hatte BC Partners das New Yorker IT-Unternehmen Presidio an Clayton, Dubilier & Rice losgeschlagen. Beim Aenova-Deal wurde BC Partners von Jefferies, Kirkland & Ellis, L.E.K. und PwC beraten. Kühne hatte E3X, Allen & Overy und EY an ihrer Seite.

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